Donnerstag, 3. Oktober 2013

Huayna Potosi, auf 6088 Metern!

Schon im Vorfeld unserer Reise bin ich durch Zufall auf einen 6000er in Bolivien gestoßen, der relativ leicht zu besteigen sein soll.
Von diesem Zeitpunkt an war klar, sollte es nur irgendwie zeitig in den Plan passen, will ich da hoch.
Sophie war anfangs zwar gar nicht so begeistert, aber als wir dann auf dem Weg nach La Paz einige Leute getroffen haben, die es gemacht haben bzw. machen wollten, sagten wir, das schaffen wir doch auch.
So gingen wir in La Paz zu mehreren Agenturen, um uns über den Aufstieg zu informieren.
Es gab dabei zwei - und dreitägige Touren, wobei wir uns für die kürzerer Variante entschieden haben.
So gingen wir am Freitag, den 20. September mit unserem großen und kleine Rucksack bewaffnet zur Agentur.
Alle unnützen Dinge ließen wir im Hostel zurück und packten nur das notwendigste.
Von unseren Guides bekamen wir dann noch Handschuhe, Hosen, Jacken, Helm, Spitzhacke und Steigeisen für die Schuhe.
Zusammen mit unseren Sachen sowie Trinkwasser kam doch einiges an Gewicht zusammen, das wir vom Basecamp zum Highcamp schleppen mussten.
Zusammen mit einem Iren, einer Belgierin und 3 Spaniern wurden wir zum Basecamp auf 4700m gebracht.
Dort angekommen gab es zur Stärkung erstmal Mittagessen bevor wir mit unseren 4 Guides und dem Koch den Aufstieg zum Highcamp begannen.
Dieser gestaltete sich als schwieriger als angenommen, da wir nicht nur selbst, sondern auch jeder einen Rucksack mit fast 15 Kilo hochschleppen mussten.
Für die Belgierin Ariane und Sophie war das schon eine richtige Anstrengung, sind sie beide ja eher zierlich gebaut.
Die dritte Frau im Bunde, eine Spanierin ließ sich schon hier ihren Rucksack von einem der Guides hochschleppen, worauf wir uns schon dachten, sie wird am nächsten Tag große Probleme bekommen...
Nach 3 Stunden waren wir endlich in Highcamp auf 5130 m total erschöpft angekommen.
An diesem Tag war nur noch Tee trinken und Abendessen angesagt, bevor wir uns zwischen 18 Uhr und 18.30 Uhr in unserem Matratzenlager zum Schlafen legten.
Wobei hier für die meisten aufgrund der dünnen Luft und den zuvor eingeworfenen Höhenpillen, die wie wir im nachhinein feststellten sehr viel Koffein enthalten, an Schlaf nicht zu denken war.
Nach einigem hin und her rollen, war für halb 1 Uhr Nachts das Frühstück aufgetischt.
Um 1 Uhr machten wir uns dann unter sternenklarem Himmel auf den Weg die restlichen 958 Höhenmeter hinter uns zu bringen.
Mit dem kleinen Rucksack, den Steigeisen an den Schuhen und der Spitzhacke bewaffnet ging es durch das Gletschereis hinauf.
Die ersten paar Hundert Höhenmeter waren noch einigermaßen leicht und wir konnten sogar einige andere Seilschaften überholen, wobei die dünne Luft schon sehr Kräfte zehrend wirkt.
Auf ca. 5700 m kam dann die erste "Eiswand" und wir konnten uns nur durch kräftiges treten in das Eis und mit Hilfe unseres Pickels dieses Steile Stück hoch hieven.
Die nachfolgenden 200 Höhenmeter wurden immer schwieriger und wir hatten beide schon in Gedanken damit gespielt den Aufstieg abzubrechen und wieder runter zu gehen.
Aber auf einmal kam irgendwo aus dem nirgendwo der irre Ire Aong daher gestiefelt und war heilfroh uns zu finden.
Seine Partnerin Ariane ging mit ihrem Guide wieder runter  und Aong dachte sich, so kurz vor dem Gipfel gebe ich nicht auf, war er ja schon, wie er uns erzählte, auf dem Gipfel des Kilimandscharo in Afrika.
Normalerweise ist so eine Aufstieg allein ohne Guide verboten und sehr gefährlich, aber er ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen.
Umso glücklicher war er ,als er uns fand und unser Guide ihn in unsere Seilschaft mit auf nahm.
Jetzt mit Aong, der uns nochmal motivierte und wir ihm nicht antun wollten doch noch absteigen zu müssen, schafften wir die zweite noch größerer "Eiswand" und auch die letzten 80 Höhenmeter.
Diese waren dann sogar richtig gefährlich, ging es auf einem 20 cm breiten Pfad rechts ca. 1000 Meter tief runter und links etwa 200 Meter.
Nur ein kleines "Schneegeländer" diente zur Abstützung.
Nach 5 Stunden 20 Minuten aufstieg waren wir dann endlich am Ziel angekommen, auf dem schmalen Gipfel fielen wir uns in die Arme und waren überglücklich, es geschafft zu haben, was andere niemals machen werden bzw. viele schon vergeblich versucht haben.
Zwar spielte uns das Wetter auf dem Gipfel nicht so in die Karten, war es mit zwischen minus 15 und minus 20 Grad doch eisig kalt und viele Wolken verhinderten eine gute Sicht auf das nahe La Paz, aber das konnte unsere Freude nicht mehr trüben! :-)
Nach ein paar Fotos und 10 Minuten Pause machten wir uns an den 2 stündigen Abstieg zum Highcamp.
Dieser war meiner Meinung aufgrund des kräfte raubenden Aufstiegs fast noch anstrengender.
Zwar eröffneten sich uns jetzt im Tageslicht sensationelle Eislandschaften, doch richtig genießen konnten wir diese nicht.
Nach einer Stunde Pause am Highcamp und einer heißen Suppe stiegen wir auch noch die restlichen 400 m ab zum Basecamp und wurden von unserem Fahrer wieder nach La Paz gebracht.
Sophie, Aong und ich bekamen noch ein T-Shirt als Zeichen unserer "Heldentat" bevor wir um 13 Uhr wieder am Hostel waren und hundemüde in unsere Betten fielen.
Die Belgierin und die drei Spanier schafften leider den Aufstieg nicht, sie waren mit ihren Leistungen aber trotzdem zufrieden und so ließen wir den Abend in gemütlicher Rund in La Paz bei Essen und Whisky mit Sprit ausklingen.
Im Nachhinein betrachtet war es das wohl Schwerste, was wir je gemacht haben und wenn wir zuvor wirklich gewusst hätten, wie schwer es ist, hätten wir es vielleicht auch sein lassen.
Aber so sind wir jetzt heilfroh diese Erfahrung gemacht zu haben und sagen zu können:
Yes, we did it! :-)
































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