Donnerstag, 9. Januar 2014

A once in a lifetime experience

Ein einmaliges Erlebnis, mit diesem Slogan warb der  Whale - Watch-Veranstalter in Kaikoura.
Und damit hat er sicher Recht, sowas werde ich sicher kein zweites Mal machen!
Aber der Reihe nach: Wir kamen am 25. Dezember nachts in Picton im Norden der Südinsel an. Tags darauf fuhren wir dann gleich runter nach Kaikoura, das für als Mekka für Whale - Watching bekannt ist.  Dort tummeln sich vor allem viele Pottwale. Wir planten für`s Anschauen dieser Giganten gleich mal 3 Tage ein. Da wir nicht wussten, wie lange man warten muss, um Platz bei einer Tour zu bekommen.
In Kaikoura angekommen war zu unserer Verwunderung gleich für zwei Stunden später etwas frei. So buchten wir auch gleich.
Als die zwei Stunden jedoch verstrichen waren, wurden alle für den Tag geplanten Boote abgesagt. Grund: Sehr viel Wind und damit ein hoher Wellengang draußen im Meer.
Kein Problem für uns, wir haben ja drei Tage eingeplant und buchten gleich wieder für den nächsten Tag am Morgen. Nach einer regnerischen und stürmischen Nacht suchten wir das Büro des Anbieters wieder auf. Und welch eine Verwunderung, alle geplanten Touren für diesen Tag wurde wieder abgesagt.
So buchten wir wiederum für den nächsten Tag. Ausfallen lassen wollten wir es auf keinen Fall, waren wir ja extra deshalb 150km runter in den  Süden gefahren und hatten sonst in dieser Gegend nichts geplant.
Nach einem ereignislosen Tag, an dem wir nur einmal in einer kurzen Regenpause spazieren gingen, hofften wir sehr auf den nächsten Morgen.
Und siehe da, das Wetter hatte sich ein bisschen beruhigt. Ein bisschen, es regnete immer noch, aber der Wind war nicht mehr so stark und die Wellen die ans Ufer schwappten nicht mehr so hoch.
Unsere Tour konnte stattfinden, wenn auch mit der Warnung auf großes Seekrankheitsrisiko.
Ebenfalls wurde empfohlen sich dagegen Pillen im hauseigenen Souvenirshop zu kaufen. Auf dieses Angebot verzichteten wir gerne, waren wir doch jetzt aufgeregt endlich Wale zu Gesicht zu bekommen. Außerdem sind solche Dinge immer unverschämt teuer und helfen meiner Meinung nach nicht wirklich. Ein Pleintinger braucht so Zeug  ja wohl nicht! J
Nach einer kurzen Sicherheitseinführung auf dem Boot, ging es mit dem Bus zum Hafen. Endlich auf dem Boot dachte ich mir noch: So schlimm kann es schon nicht werden, war das Boot ja ein Katamaran und liegt deshalb stabiler im Wasser.  Ein wenig komisch kam es uns aber vor, dass an der Rückseite jedes Vordersitzes 10 Tüten befestigt waren. Wie im Flugzeug, nur eben für jeden Passagier eine ganze Menge. Wir machten noch Witze darüber, wie oft man sich übergeben müsste, um diese alle zu füllen.
Im Boot wurde nochmal darauf hingewiesen, wie man Seekrankheit bekämpfen kann, oder könnte J und dann ging es los. Anfangs waren die Wellen noch weniger schlimm und ich hoffte alles würde glatt gehen. Aber je mehr wir ins offene Meer raus kamen, desto größer wurden die Wellen. Und umso kleiner wurde mein Mut, diesen Tag  unbeschadet zu überstehen. Auch Sophie, die in solchen Dingen, wie ich seit einem Flug in Bolivien weiß einen zäheren Magen hat als ich, sagte: „Jetzt geht es aber schon ordentlich auf und ab!“. Die Wellen erreichten mittlerweile gut 2-3 Meter Höhe, immer wieder ging es auf und ab und auf und ab. An die Wale dachte ich mittlerweile nicht mehr. Ich war nur noch damit beschäftigt, jeden Rat gegen Seekrankheit einzuhalten. Immer richtete ich den Blick weit in die Ferne, trank Wasser, um meinen Körper zu kühlen und die Hitze nicht aufsteigen zu lassen. Aber als Sophie mit einem lächeln sagte: „Wie in einem Flugzeug bei ganz schön heftigen Turbulenzen!“, gab ich ihr das Zeichen für die erste Tüte. Somit war der Reigen eröffnet. Wie ich nach kurzem mit bekam, war ich nur der erste und nicht der einzige auf dem Boot dem es so ging.
Dann waren wir an dem Punkt angekommen, wo wir die Wale sehen sollten und man konnte raus gehen, um frische Luft zu schnappen. Ich wankte also zur Türe, damit ich meinen Körper etwas abkühlen konnte. Mir war sehr heiß und obwohl es draußen wie aus Kübeln regnete war mir das egal. Ich stellte mich also draußen so hin, um bestmöglich den frischen Wind auf zu schnappen. Aber es trat nur eine kurze Besserung ein, bevor es wieder schlimmer wurde. Und gleich darauf durfte ich meine Premiere feiern und mich das erste Mal in meinem Leben über die Reling beugen. Das bisschen Wasser, das ich nach dem ersten mal wieder getrunken hatte, war gleich wieder raus. Sophie brachte mir neues, aber mittlerweile war mein Magen so auf 180, dass ich nichts mehr trinken konnte.
Ach ja, da war noch der Wal. Plötzlich hieß es auf der rechten Bootseite ist er. Also schleppte ich mich rüber. Da war er! Man konnte zwar nur ein bisschen seines Körpers sehen, aber immerhin sein Atemloch, wo er Luft ausblies. Aber ehrlich gesagt, war mir das alles ziemlich egal. Ich wollte nur noch zurück und wieder festen Boden unter meinen Füssen haben. Oder noch besser, nach Hause nach Deutschland in mein eigenes Bett und mich auskurieren. Das erste Mal auf unserer Reise, dass ich mich nach Hause sehnte. Aber es half nichts. In Wahrheit stand ich immer noch auf einem Boot und es ging nach wie vor auf und ab. Auf der anderen Seite war mittlerweile ein zweites Boot. Einmal sah man es ganz oben auf einer Welle und einmal sah man nur noch seine Spitze, weil eine Welle dazwischen war. Mir kam es so vor, als würden diese verdammten Dinger immer höher werden.
Aber dann kam doch noch ein schöner Moment, der mich wieder hoffen lies. Der Wal tauchte wieder ab und wir konnten seine gewaltige Schwanzflosse sehen. Mein hoch war nur von kurzer Dauer. Sophie kam auf einmal wieder: „Bei den blöden Wellen kann man nicht mal ordentlich Fotos machen!“ Und wieder war es soweit, ich hängte mich über die Reling und gab den Fischen Futter.
Dann kam eine Durchsage des Kapitäns, dass ein weiterer Wal gesichtet wurde und unser Boot setzte sich wieder in Bewegung. Ich dachte: „Da war doch gerade ein Wal, können wir nicht zurück fahren?!“. Aber keiner hörte auf mich und wir fuhren weiter. Die meisten Leute eilten zurück in die Kabine, aber ich blieb draußen und genoss weiterhin meine Zeit auf rauer See. Endlich am nächsten Punkt angekommen, sagte sich mein Magen, dass aller guten Dinge drei sind und ich ging ein drittes Mal an die Reling.
Wal war aber keiner mehr zu sehen…
Über die Aufforderung des Kapitäns wieder rein zu kommen freute ich mich erst. Schließlich dachte ich, es geht endlich zurück. Aber dieser sagte nur, dass wir nur einen Wal gesehen haben und jetzt noch zu Delfinen fahren. Darauf ergab ich mich in Selbstmitleid, kauerte mich in meinen Stuhl und versuchte zu schlafen. Als ich wieder ein bisschen zu mir kam, übermannte mich das letzte bisschen Magensäure und ich schnappte mir wieder eine Tüte. Draußen sah man Delfine schwimmen und alle gingen wieder raus. Alle? Ich nicht, ich konnte nicht mehr! Später erzählte mir Sophie, dass diese Art Delfine nur in Neuseeland zu sehen sind und ich somit meine Chance verspielt hatte. Auch egal! Ich schnappte mir kurz vorm Hafen meine dritte Tüte. Diese tat mir im Nachhinein ein bisschen Leid, hatte ich sie aufgrund mangelnden Mageninhalts die ganze Zeit nur noch angebrüllt! J
Dann legten wir an und mein Moment  war gekommen. Ich riss mich so gut es ging zusammen und stolzierte erhobenen Hauptes von Bord. Als ob ich gerade ein tolles Erlebnis gehabt hätte. Ja so war es auch, ich hatte ein einmaliges Erlebnis! Sechs mal kotzen auf 2 ½ Stunden habe ich wohl noch nie zusammen  gebracht. Und werde diese Marke hoffentlich niemals mehr übertreffen!
Nach einer Stunde Schlaf in unserem „Haus auf Rädern“ ging es mir aber wieder besser.
Im Nachhinein wäre es sicher bei ruhigerem Wetter eine tolle Sache gewesen. Aber leider konnten weder ich, noch Sophie es genießen. Auch ihr war nicht zu hundert Prozent wohl und war dann froh, als es wieder vorbei war.
Übrigens haben etwa die Hälfte der Passagiere des Bootes mein Schicksal, wenn auch nicht ganz so schlimm, mit mir geteilt. Deshalb fanden wir es vom Veranstalter auch nicht richtig, eine solche Tour bei solch bescheidenem Wetter abzuhalten.
Bei der Rückfahrt nach Picton gönnten wir uns zur Feier des Tages noch eine Languste mit Pommes.
Das Gebiet um Kaikoura ist bekannt für seine Langusten und war Balsam auf unsere geschundenen Reiseseelen.
Languste schmeckt übrigens wie Hummer und unterscheidet sich nur dadurch, dass sie eine weiche Schale hat, während Hummer ein Hartschalentier ist.

Aber dieses Festmahl änderte auch nichts mehr daran, dass der 28. Dezember als der für mich bisher schlimmste Tag dieser Reise fest steht. J


























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